der feind in dir

Pressetext zur Eröffnung der Ausstellung "Der Feind in Dir" von Susanne Böhm am 24. Juni 2012 im Kahnweilerhaus in Rockenhausen


Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der Werke von Susanne Böhm, die sie unter das Thema gestellt hat:

Der Feind in Dir

 

Dieses Thema macht uns etwas betroffen, da wir es gewöhnt sind, den Feind im Anderen zu sehen. Durch die Ausstellung werden wir aber angeregt, unsere eigene Position zu überdenken.

 

Es sind Bilder von offensichtlich übergewichtigen Personen zu sehen. Hierbei geht es nicht darum, einzelne Individuen vorzuführen, sondern es soll die Aufmerksamkeit gelenkt werden auf eine allgemeine Zeiterscheinung einer Zivilisationskrankheit, der wir immer häufiger begegnen.

 

Dem Übergewicht liegt sicherlich zum Teil eine gegebene Veranlagung zu Grunde, es ist aber auch das Ergebnis des Umgangs mit uns selbst. Und dieser Teil, den wir selbst gestalten können, zeigt uns oft auch den "Feind in Dir", unser mitunter selbstzerstörerisches Verhalten.

 

Es geht um den maßvollen Umgang mit uns selbst, mit unserer Umwelt, mit unseren Mitmenschen. Der "Feind in Dir" zeigt sich dabei in einem Nicht-lassen-können, einem Alles-haben-wollen, bis hin zur Gier, einer Erscheinung, der wir auch im öffentlichen Leben zunehmend begegnen.

 

Die in den Bildern dargestellte Äußerlichkeit führt uns zu der Reflexion über unseren "Feind in Dir", zur Frage: Sollen wir alles tun, was wir tun könnten? Sollen wir alles nehmen, was wir nehmen könnten?

 

Hier weisen uns die Bilder wieder auf den "Feind in Dir" hin. Hier stehen wir wieder vor der Frage, lassen wir uns von unseren Begierden treiben oder bemühen wir uns um ein ausgewogenes Maß und bewahren einen gesunden Rahmen?

 

Das ist das zentrale Thema dieser Ausstellung, das uns zur Reflexion über unsere Selbstbestimmung anregt.

 

der Antrieb

Themen und Motive findet Susanne Böhm in Zeitungen, Zeitschriften, im Internet und auf Fotos, die sie auf der Straße macht. Nicht nur Alltagssituationen reizen sie, sondern auch Bilder zu Geschichten, die auf den ersten Blick leicht absurd scheinen. Als Künstlerin interessiert sie das Zeitgeschehen. Das, was alle ihre Werke innehaben, ist immer ein Reflektieren aktueller Ereignisse. Sie zeigt in ihren Bildern das, was ist und was sein kann, was entstehen kann in Zukunft. Das Neue fasziniert sie, das Öffnen neuer Perspektiven.

 

der Malstil

Die Bilder selber imponieren durch ihre Farbigkeit, durch ihre zuweilen grelle Buntheit. Dabei beziehen die Bilder ihre Kraft aus der Farbe, aber auch aus dem Kontrast und der Komposition.

 

In ihrem Malstil orientiert sich Susanne Böhm im abstrakten Bereich an der Farbfeldmalerei und im figürlichen Bereich kommen Elemente der Pop-Art dazu. Sie arbeitet in klaren, kräftig-knalligen Flächen, die immer wieder übermalt werden – solange, bis für sie Farbe und Kontraste stimmen.

 

Eine Trennung zwischen Abstraktem und Figürlichem lehnt sie jedoch prinzipiell ab; das Eine schließt das Andere nicht aus, beides geht ineinander über. Was beim Figürlichen unwichtig erscheint oder offensichtlich ist, stellt sie abstrakt dar. Und beim abstrakten Arbeiten sieht sie manchmal die Notwendigkeit der Figur.

 

Details sind bei ihren Figuren nicht so wichtig, meist reicht eine Reduzierung, eine Vereinfachung. Dadurch erhalten die Bilder ihren poppigen Signalcharakter.

 

Diese formale Einfachheit der Bilder schafft einen Raum für Assoziationen, die, von der Kraft der Farben angestoßen, sich dann zu neue Aussagen entwickeln können.

 

neue Experimente

Neuerdings arbeitet Susanne Böhm nicht nur real mit Acrylfarben auf Leinwand, sondern auch digitag auf ihrem iPad. Hier erstellt sie schnelle Skizzen, experimentiert mit Farben und nutzt die Möglichkeit des seriellen Arbeitens. Inspiriert zu dieser Technik wurde sie vom Künstler David Hockney.